Mission: Impossible 8 traut sich den größten Stunt nicht – und hat die Chance für alle Zeiten verpasst

28.05.2025 - 09:24 UhrVor 2 Tagen aktualisiert
Mission: Impossible – The Final Reckoning
Paramount
Mission: Impossible – The Final Reckoning
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In Mission: Impossible 8 zeigt sich Tom Cruise in waghalsiger Bestform und traut sich am Ende trotzdem nicht, den größten Stunt des Films durchzuziehen. Das hat James Bond deutlich besser gemacht.

In schwindelerregenden Höhen hängt Tom Cruise in Mission: Impossible – The Final Reckoning aus einem Doppeldecker-Flugzeug und versucht händeringend, die Kontrolle über das Steuer zu erhalten. Der Wind bläst, die Maschine knattert und irgendwo schwingt das Wissen mit, dass Cruise diesen unfassbaren Stunt selbst durchgeführt hat – ein Wagnis, das in der Filmwelt seinesgleichen sucht.

Den größten Stunt des achten Mission: Impossible-Films haben sich Cruise und sein Team allerdings nicht getraut. Nach dem Kinobesuch ist klar: Das "Final" im Titel ist nur ein sehr vages Versprechen. Trotz emotionaler Gesten, die den Action-Blockbuster mit allen vorherigen Teilen verbinden und dadurch einen Finalcharakter erwecken, steht die Mission: Impossible-Reihe nun ohne einen letzten Paukenschlag da.

Achtung, es folgen Spoiler!

Ist Mission: Impossible 8 wirklich das Ende der Reihe? The Final Reckoning will sich nicht festlegen

Nachdem der ursprüngliche Titel des Films, Dead Reckoning Part Two, gegen den deutlich aufregender klingenden The Final Reckoning ausgetauscht wurde, stellten sich viele Fans berechtigterweise die Frage, ob wir es wirklich mit dem Abschluss der fast drei Dekaden umspannenden Filmreihe zu tun haben. Nicht zuletzt wurden Teil 7 und 8 im Doppelpack angekündigt, ähnlich wie Avengers: Infinity War und Avengers: Endgame.

Mission: Impossible 8 wartet mit allen Eigenschaften auf, die auch das Marvel-Doppel am Ende der Infinity-Saga ausgezeichnet haben: Der Tonfall ist ernst und düster. Alles steht auf dem Spiel. Und das Vermächtnis des gesamten Franchise spielt eine wichtige Rolle. Ausgerechnet die eine Filmreihe, die sich bis dato kaum Gedanken um so etwas gemacht hat, muss plötzlich ungeahnte Verwandtschaftsverhältnisse herstellen.

Hier eine Neudefinition der Hasenpfote, da die Rückkehr von William Donloe, jenem CIA-Analysten, dem Ethan Hunt im ersten Teil die NOC-Liste unter der Nase stibitzt hat. Der bizarre Höhepunkt dieser Rekontextualisierung: die Enthüllung von Shea Whigham als Jon Voights Sohn. Alles im Zeichen der Tagline "All roads lead to this", die The Final Reckoning in den ultimativen Event-Blockbuster verwandeln soll.

Umso verblüffender ist die Feststellung, dass sich sowohl der Film als auch das Filmteam jeglicher Finalität hinsichtlich der erzählten Geschichte entziehen. In Interviews redet Tom Cruise elegant um die Möglichkeit herum, dass dies sein letztes IMF-Abenteuer sein könnte – und der Film endet ähnlich unentschlossen: Die unmögliche Mission ist geschafft. Ethans Team verschwindet erneut im Zwielicht der Schatten.

Mission: Impossible 8 ist ein Ausnahme-Blockbuster mit einem leider viel zu gewöhnlichen Ende

Die Franchise-Uhr tickt: Wie viele Mission: Impossible-Filme wird es in dieser Größenordnung und Zusammensetzung noch geben? Ausgehend vom aktuellen Status quo der Reihe sollten wir uns nicht allzu viele Hoffnungen machen. Bereits Mission: Impossible – Dead Reckoning entpuppte sich für Paramount als kostspieliger Prestige-Blockbuster, der sein Preisschild aus finanzieller Sicht nicht rechtfertigte.

Wenn wir uns The Final Reckoning mit der kühlen Logik eines Hollywood-Studios nähern, dann wäre genau das der Film gewesen, um ein letztes Mal alle Register zu ziehen – krachender werden sich Tom Cruise und Regisseur Christopher McQuarrie nie wieder von der Reihe verabschieden können. Zumindest nicht mit den Ressourcen, die ihnen ein 300 bis 400 Millionen US-Dollar starkes Budget ermöglichen.

Trotz waghalsiger Stunts in den Königskategorien (unter Wasser und in der Luft) zögert The Final Reckoning auf den letzten Metern und verwehrt uns den finalen Paukenschlag. Entgegen der aufwendigen Action und einem in der Reihe so noch nie erlebten Franchise-Pathos fehlt am Ende der eine abschließende Moment, der einem das Gefühl gibt, tatsächlich den letzten Abschnitt einer langen Reise erlebt zu haben.

Mission: Impossible 8 will partout kein Final Reckoning sein und hinterlässt dadurch am Ende ein seltsames Vakuum, das der gesamten Mentalität des Films widerspricht. Fast drei Stunden lang gehen Tom Cruise und Regisseur Christopher McQuarrie all in – nur um den letzten Stunt sicher zu spielen. James Bond zeigte sich da zuletzt deutlich entschlossener und verabschiedete Daniel Craig mit einem kompromisslosen Donnern.

Mission: Impossible 8 kann nicht loslassen und das beraubt den Film eines wahrhaft starken Endes

Ethan Hunt muss nicht zwangsläufig einen Heldentod wie 007 sterben. In einem leider viel zu oft konsequenzlosen Blockbuster-Kino, wie es uns von Marvel und Co. vorgelebt wird, kann allerdings gar nicht genug wertgeschätzt werden, was für ein mutiger Schritt es war, eine James Bond-Geschichte mit solcher Endgültigkeit zu beenden. Gerade im Mission: Impossible-Kontext wäre diese Endgültigkeit eine Überlegung wert.

Was passiert, wenn Ethan Hunt eines Tages nicht mehr der Unmöglichkeit einer seiner Missionen trotzen kann. Das wäre ein starkes Bild, um die Reihe zu beenden – und The Final Reckoning bringt seinen Protagonisten sogar mehrmals an den Punkt. Ethan, der plötzlich völlig hilflos in riesigen Wellen rudert. Ethan, dessen Körper leblos unter dem Eis treibt. Und Ethan, der im freien Fall in den Wolken verschwindet.

Das alles wären eindrücklichere Momente gewesen, um die IMF-Legende von der großen Leinwand zu verabschieden, als das langsam ausklingende The CW-Serienende, dessen – zumindest in der Theorie – poetischer und emotionaler Gehalt in Anbetracht des hier alles andere als subtil betriebenen Franchise-Managements untergeht. Der größte Stunt wäre jedoch gewesen, sich von diesen Fesseln loszulösen.

Mission: Impossible – The Final Reckoning läuft seit dem 21. Mai 2025 im Kino.

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